Aktuell 22.02.2017 (Archiv)
Panikstörung durch Genmanipulation
Wissenschaftler der Universität Würzburg haben mehrere neue Varianten eines Gens identifiziert, die das Risiko für Angsterkrankungen deutlich erhöhen.Konkret geht es um mindestens vier Varianten des Gens GLRB (Glycin-Rezeptor B), die Risikofaktoren für Angst- und Panikstörungen sind. Die Forscher haben 5.000 freiwillige Probanden und mehr als 500 Patienten mit einer Panikstörung untersucht.
'Manche Mutationen des Gens verursachen eine seltene neurologische Erkrankung, die Hyperekplexie', so Jürgen Deckert, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Würzburg: Die Muskeln der Patienten sind ständig überspannt, und in Schrecksituationen kommt es bei ihnen zu einer überschießenden Reaktion. Das kann soweit gehen, dass die Betroffenen unwillkürlich stürzen. Ähnlich wie Personen mit Angsterkrankungen entwickeln sie ein Verhalten, mit dem sie potenzielle Schrecksituationen meiden.
Es sind aber wieder andere Varianten des Gens GLRB, die nun erstmals mit Angst- und Panikstörungen in Verbindung gebracht werden. Sie treten häufiger auf und haben vermutlich nicht so schwere Auswirkungen. Aber auch sie führen zu überschießenden Schreckreaktionen und in der Folge möglicherweise zu einer übermäßigen Aktivierung des 'Furchtnetzwerkes' im Gehirn. Das schließen die Würzburger Forscher aus hochauflösenden Bildern, die sie von den Gehirnaktivitäten der Studienteilnehmer gemacht haben.
'Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass hier ein bisher nicht bekannter Weg zur Entwicklung einer Angsterkrankung vorliegt', verdeutlicht Deckert. Weitere Untersuchungen müssten nun zeigen, ob sich das für die Entwicklung neuer oder individueller Therapien nutzen lässt. Denkbar ist zum Beispiel, das vom Gen GLRB falsch regulierte Furchtnetzwerk mit Medikamenten wieder in die richtige Bahn zu lenken.
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