Aktuell 14.03.2016 (Archiv)
Broccoli gegen Darmkrebs
Darmkrebszellen, die mit einem Inhaltsstoff von Kohlgemüsen vorbehandelt werden, lassen sich durch ein neues Krebsmedikament besser abtöten.Das haben Wissenschaftler der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich herausgefunden. Den Forschern nach ist dies eines der wenigen Beispiele für Nahrungsmittelinhaltsstoffe, die in moderaten Mengen die Wirkung eines Krebsmedikaments positiv beeinflussen.
Fündig wurden die Experten, als sie die Wirkung von Sulforaphan auf menschliche Darmzellen untersuchten. Sulforaphan kommt in einer Reihe von Kohlgemüsen wie zum Beispiel Broccoli vor. Im Labor wurden verschiedene Arten von Darmkrebszellen sowie Darmzellen von gesunden Personen mit dieser Substanz behandelt. Die verwendete Konzentration entsprach in etwa jener, die nach dem Verzehr einer normalen Beilagen-Portion Broccoli in den Darm gelangt.
Neue Medikamente von der Wissenschaft
Sulforaphan in Darmkrebszellen erhöht die Enzymkonzentration, darunter jene des Enzyms AKR1C3. Sulforaphan entfaltet diese Wirkung aber nicht in allen Fällen: In Darmkrebszellen, die aufgrund der Krebserkrankung bereits eine erhöhte AKR1C3-Konzentration aufwiesen, sorgte die Broccoli-Substanz für eine weitere Konzentrationserhöhung des Enzyms. Auf Darmkrebszellen mit ursprünglich niedriger AKR1C3-Konzentration hatte Sulforaphan jedoch keinen Einfluss. Ebenso wenig auf Darmzellen, die nicht von Krebs betroffen sind.
AKR1C3 ist ein biochemischer Akteur in etlichen Stoffwechselwegen im menschlichen Körper. Außerdem ist es zentral für die Wirkung eines Krebsmedikaments, das sich derzeit noch in Entwicklung und klinischer Erprobung befindet. Dieses Mittel namens PR-104A wird in einer inaktiven Form verabreicht und erst in Krebszellen durch das dort anwesende AKR1C3 in seine aktive Form umgewandelt. Die Forscher untersuchten daher in Zellkultur, ob der Broccoli-Inhaltsstoff die Wirkung von PR-104A erhöhen kann.
Wenn die Wissenschaftler die Darmkrebszellen mit Sulforaphan vorbehandelten, reichte weniger als ein Drittel der Dosis von PR-104A, um die Krebszellen abzutöten. 'Da Krebsmedikamente in der Regel auch starke Nebenwirkungen haben, sind Ansätze, die Medikamentendosis zu verringern, immer erstrebenswert. Interessant an Sulforaphan ist, dass es natürlicherweise in unserer Nahrung vorkommt und in der von uns verwendeten Konzentration völlig ungiftig ist', sagt ETH-Professorin Shana Sturla.
Wirkung und Nebenwirkung
Laut der Fachfrau wirkt Sulforaphan zudem nur auf bestimmte Krebszellen und verursacht im Körper keine Nebenwirkungen. Nach diesen Ergebnissen in Zellkulturstudien möchten die Wissenschaftler in Zukunft auch in klinischen Studien mit Krebspatienten untersuchen, ob Sulforaphan eine Therapie mit PR-104A positiv unterstützt. Außerdem möchten die Züricher weitere Nahrungsmittelinhaltstoffe finden, welche die Wirkung von Medikamenten bereits in geringen Mengen positiv beeinflussen. Sturla hält weitere dieser Kombinationen für möglich.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
#Forschung #Krebs
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Darm und Hirn
Eine bessere Bildung bewirkt eine starke genetische Wechselwirkung und schützt besser vor Darmerkrankunge...
Broccoli für Aorta
Broccoli, Rosenkohl und Kraut bringen laut einer Studie der Edith Cowan University und der University of...
natürlich:nahrung
Ernährung muss nicht industriell und umweltschädlich sein. Und sie kann auch menschlich nahe funktioniere...
Krebs und Wurmkur
Eine Wurmkur kann Autoimmunerkrankten effektiv helfen. Leiden die Patienten jedoch an entzündlichem Darmk...
Lebensstil gegen Darmkrebs
Forscher des Bellvitge Biomedical Research Institute haben das erste Modell zur Risikovorhersage bei Da...
Nüsse gegen Darmkrebs
Nüsse können das Wachstum von Krebszellen im Darm reduzieren, wie Forscher der Universität Jena in ihrer...
Mathe für Medikamente
Forscher der School of Biomedical Engineering at the Shanghai Jiao Tong University haben erforscht, wie K...
Krebs: Schneller zum Arzt
Beim ersten Symptom schon zum Arzt gehen oder doch noch länger warten? Besser ist es, gleich die ärztlich...
Krebs im Bluttropfen
Der Harvard-Student Neil Davey hat eine revolutionäre Methode entwickelt, mit der es möglich wird, über n...
Aspirin gegen Krebs?
Jeden Tag Aspirin einzunehmen, kann die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung oder eines Todes durch Darm- ...
Angst hilft gegen Hautkrebs
Sorgen darüber, möglicherweise Krebs zu bekommen, sind der stärkste Motivator, regelmäßig Sonnencreme zu ...
Boobs gegen Brustkrebs
Die französische Internetseite Boobstagram durchforstet den kürzlich von Facebook erworbenen Fotodienst I...
Krebs kann verhindert werden
Mit dem Rauchen aufhören, Alkohol reduzieren, Übergewicht bekämpfen und Sonnenbrände vermeiden: Am besten...
Claudia Schiffer nackt wie Kylie Minogue
Kylie Minogue, Sienna Miller und Claudia Schiffer geht es dabei nur um den Busen: In einer Kampagne gegen...
Krebs durch Mobilfunk?
Wieder eine neue Fascette im Streit um Gesundheitsbeeinträchtigungen, die von Mobilfunk-Sendeanlagen ausg...
Solariumverbot für Jugendliche
Die Gesundheitsexperten der WHO fordern strengere Maßnahmen für die Benutzung von Solarien und wären für ...