Leben 31.01.2022 (Archiv)
Ermüdung und Tod
Wie sehr bestimmte Aktivitäten einem älteren Menschen das Gefühl der Ermüdung vermitteln, kann vorhersagen, wie wahrscheinlich der Tod binnen drei Jahren bevorsteht.Zu dem Ergebnis kommen Forscher die University of Pittsburgh. Den Experten nach ist dies die erste Studie, die eine wahrgenommene körperliche Ermüdbarkeit als Indikator für eine frühere Sterblichkeit untersucht hat. Ältere Menschen mit den höchsten Bewertungen in Bezug darauf, wie müde oder erschöpft sie sich nach Aktivitäten fühlten, starben mehr als doppelt so wahrscheinlich in den folgenden 2,7 Jahren als jene mit niedrigeren Werten.
Die Ermüdbarkeit haben die Fachleute mittels der neuen 'Pittsburgh Fatigability Scale' für eine Reihe von Aktivitäten festgestellt. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Nancy W. Glynn haben bereits frühere Studien belegt, dass mehr körperliche Aktivität die Ermüdbarkeit verringern kann. 'Unsere Studie ist die erste, die eine stärkere körperliche Ermüdbarkeit mit einem früheren Tod in Verbindung bringt. Umgekehrt weisen geringere Werte auf mehr Energie und ein längeres Leben hin.'
Die Forscher haben die Pittsburgh Fatigability Scale auf 2.906 Teilnehmer der 'Long Life Family Study' angewendet, die über 60 Jahre alt waren. Dabei handelt es sich um eine internationale Erhebung, die Familienmitglieder über zwei Generationen hinweg begleitet. Die Teilnehmer stuften von 0 bis 5 ein, wie müde sie glaubten, dass bestimmte Aktivitäten - wie ein gemächlicher 30-Minuten-Spaziergang, leichte Hausarbeit oder schwere Gartenarbeit - sie machen würden.
Ende 2019 wurde die Nachuntersuchung dieser Studie beendet, um erhöhte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterblichkeit zu vermeiden. Den Forschern standen daher pro Teilnehmer durchschnittlich Daten über einen Zeitraum von 2,7 Jahren zur Verfügung. Nachdem eine Reihe von Faktoren wie Depressionen, vorhandene Erkrankungen oder zugrunde liegende unheilbare Krankheiten, Alter und Geschlecht, die die Sterblichkeit beeinflussen können, berücksichtigt worden waren, zeigte sich: Patienten, die auf der Pittsburgh Fatigability Scale 25 oder mehr Punkte hatten, starben 2,3 Mal so wahrscheinlich in den 2,7 Jahren nach der Absolvierung der Skala.
Die Pittsburgh Fatigability Scale wurde 2014 von Glynn und Kollegen entwickelt und bisher in elf Sprachen übersetzt. Laut Glynn fand die Pittsburgh Fatigability Scale in der Forschung breite Zustimmung. Sie werde jedoch in Krankenhäusern und klinischen Studien noch zu wenig genutzt. 'Mein oberstes Ziel ist es, eine Intervention zu körperlichen Aktivitäten zu entwickeln, um die Ermüdbarkeit zu verringern und so die Abwärtsspirale von eingeschränkter körperlicher Funktion in Verbindung mit dem Alterungsprozess zu stoppen.' Die Forschungsergebnisse wurden im 'Journal of Gerontology' veröffentlicht.
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